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Was bedeutet Beratung?

Beratung im psychosozialen Bereich hat mit Menschen zu tun, die sich mit unterschiedlichen Problemen, Fragestellungen und Anliegen an eine Fachperson wenden, um Unterstützung zu bekommen. Je nach Auftrag findet systemische Beratung mit Einzelnen, Paaren und Familien statt. Die Beraterinnen und Berater werden von den Klientinnen und Klienten über ihre persönliche Lebenssituation informiert und erhalten dadurch die Möglichkeit, zusammen mit dem Rat- und Hilfesuchenden an der Klärung der konkreten Situation und/oder der Konfliktlösung mitzuwirken. Der Berater, die Beraterin unterstützen Klientinnen und Klienten gemeinsam bei der Lösungswegsuche als auch beim Definieren eines Zieles (sollte dieses noch unklar sein). 

Beratung ist als eine Berater-Klienten-Allianz auf Zeit zu betrachten. Zu ihren Prinzipien gehören auf der einen Seite die volle Freiwilligkeit der Klientinnen und Klienten Beratung in Anspruch zu nehmen und aktiv mit der Fachperson zusammenzuarbeiten. Auf der anderen Seite die volle Verschwiegenheit der Fachpersonen hinsichtlich dessen, was ihnen anvertraut wird. Neben der Ressourcenaktivierung innerhalb des Beratungsprozesses und der Stärkung des Selbstwirksamkeitserlebens bei der  Zielerreichung bei Klientinnen und Klienten wird darüber hinaus auch die Ich-Stärkung und somit der Selbstwert positiv beeinflusst. 

Was bedeutet Coaching?

Coaching zeichnet sich durch eine zielbezogene Unterstützung bei der Bewältigung einer definierten Aufgabe aus.  Der Coach, die Coachin haben hierbei sowohl eine beratende Funktion, als auch die Aufgabe passende Trainingsmethoden zu vermitteln. Durch das achtsame Beobachten und das zur Verfügung stellen von Feedbacks, entsteht ein kreativer und motivierender Trainingsraum für die Klienten. 

Bezüglich der Themenschwerpunkte von Coaching, ist sich die Fachwelt nicht ganz einig. Allgemein bezieht sich der Begriff Coaching auf alle möglichen Bereiche des Lebens, wie Beruf, Karriere, Sport, Bildung, Gesundheit, Beziehung, Erziehung etc.  Systemische Fachverbände grenzen den Begriff Coaching hingegen klarer ein. Sie verstehen unter dem Begriff Coaching eine individuelle Prozessberatung im beruflichen Kontext, mit Blick auf die Ebene der Organisation, der Rolle, der Funktion, der Person und ihrer individuellen Persönlichkeit. Die verschiedenen Sichtweisen wie Coaching eingesetzt werden kann, lässt zwar einige Fragen offen, ermöglicht aber den Fachpersonen ihr Coachingangebot selber zu definieren.

Im Gegensatz zu Therapie ist Coaching ein niederschwelliges Unterstützungsangebot, da es hierfür keine psychischen Störungen oder Krankheiten bedarf. Coaching stellt vielmehr eine geradezu alltägliche und moderne Form des Erreichens selbstgesteckter Ziele dar. 

Was bedeutet systemische Therapie?

Die systemische Therapie ist ein eigenständiges, psychotherapeutisches Verfahren, das in unterschiedlichen Settings (z.B. in der Einzel-, Paar- und Familientherapie) eingesetzt wird. Systemische Therapie basiert auf allgemeinen Systemtheorien, die das Individuum als Teil eines ganzen, sozialen (familiären) Systems betrachten. Im Zentrum steht die Wechselwirkung zwischen dem Individuum und seinem sozialen Umfeld. Psychische und psychosomatische Symptome sind somit Ausdruck von zwischenmenschlichen Herausforderungen und psychosozialen Konflikten. Aufgrund dieser Annahmen hat es sich etabliert nach der Funktion eines Symptoms zu suchen und zu fragen.

 

Ziel systemtherapeutischer Arbeit ist es, Veränderungsprozesse mit Hilfe von zirkulären Fragen in Gang zu bringen. Der systemtherapeutische Blick richtet sich daher auf die Ressourcen und Möglichkeiten des Menschen und seines sozialen Systems und dessen Wechselwirkung. Dabei werden neue Möglichkeitsräume in Form von Lösungen entwickelt. Systemische Therapie baut auf der Grundannahme einer konstruktivistischen Weltanschauung auf. Konkret heisst das, es gibt sie nicht, die eine, objektive Wahrheit. Stattdessen existieren unendlich viele Wahrheiten und Betrachtungsweisen, denn die Wahrheit jedes Einzelnen ist eine subjektiv konstruierte Betrachtung. Und jede Konstruktion hat ihre guten Gründe. Unterschiedliche Betrachtungsweisen beruhen nach diesem Verständnis auf unterschiedlichen Konstruktionen, welche wiederum die Basis individueller guter Gründe darstellen. Diesen "guten Gründen" begegnen systemische Therapeuten mit grossem Respekt und Interesse, da sie viel Lösungspotenzial enthalten.

Was bedeutet lösungsorientierte Beratung & Therapie? 

Die lösungsorientierte Kurzzeittherapie (entwickelt vom amerikanischen Psycho-therapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg) ist eine Form der Gesprächstherapie, die primär das Ziel und den Lösungsprozess fokussiert.

Therapeuten, welche mit dieser Therapieform arbeiten, erachten es als besonders hilfreich, sich auf die Ziele, Ressourcen und auf die Ausnahmen von Problemen ihrer Klienten zu fokussieren. Ausnahmen sind konkrete Zeitfenster, in denen das Problem weniger bis gar nicht auftritt. Solche Ausnahmen sind sozusagen die Schlüssel zur Lösungsfindung. 

Die lösungsorientierte  Beratung und Therapie hat zum Ziel, die Klienten dabei zu unterstützen, ihre eigenen Lösungen zu konstruieren. Dies gelingt insbesondere dann, wenn die Klienten ihre Ressourcen und Stärken erkennen und darauf aufbauend den Mut finden, eigene Veränderungsprozesse zu aktivieren. Somit werden dysfunktionale Gedanken, Gefühls- und Handlungsmuster durch funktionale ersetzt. In diesem Therapieansatz wird davon ausgegangen, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen einem Problem und dessen Lösung gibt.​

Systemisch-lösungsorientierte Beratung und Therapie fokussiert nicht, wie andere Psychotherapieformen, primär die innerpsychischen Vorgänge einer Klientin, eines Klienten, sondern legt das Augenmerk auf die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Im Mittelpunkt des therapeutischen Schaffens stehen somit der Klient, die Klientin und die dazugehörenden sozialen Vernetzungen. Kein Problem entsteht einfach im luftleeren Raum, es ist immer kontextabhängig.

Systemisch-lösungsorientierte Therapeuten sind in ihrer Haltung neutral. Die Wertung „richtig und falsch“ gibt es in der systemisch-lösungsorientierten Beratung  und Therapie nicht. Symptome, Probleme und Defizite werden als misslungene Lösungsversuche für herausfordernde Situationen betrachtet. Es wird nach dem Sinn, der Funktion dieses Symptoms gefragt, um dessen Erscheinung zu verstehen (frei von Wertung). Die Antworten geben Aufschluss über mögliche Lösungsansätze.

Systemisch-lösungsorientierte Therapeuten beschäftigen sich allem voran mit den Stärken und Fähigkeiten (Ressourcen) der Klientin, des Klienten und des ganzen Systems. Fragen wie; „Was gelingt trotz all den Schwierigkeiten, was ist erhaltenswert“ werden gestellt? Diese Beratungs- und Therapieform setzt auf die Befähigung des Gegenübers, es ist aktive Hilfe zur Selbsthilfe. Den Rest schaffen die Klientinnen und Klienten aus eigenem inneren Antrieb. Sie erleben sich dabei vermehrt selbstwirksam und lernen auf ihre Fähigkeiten zu vertrauen, was einer Abhängigkeit gegenüber dem Therapeuten vorbeugt.

Was bedeutet Kurzzeittherapie?

Der Name Kurzzeittherapie ist auf die wenigen Therapiestunden zurückzuführen, welche in der Regel für die gewünschten Veränderungen notwendig sind. Der Zeitraum, in dem die Coachings oder auch Therapiesitzungen erfolgen, wird individuell angepasst. 

Systemisch-lösungsorientiertes Coaching als auch systemisch-lösungsorientierte Therapie mögen zwar verschiedene Anlässe zu Grunde haben, die Haltung des Therapeuten bleibt jedoch dieselbe. Die Klientinnen und Klienten entscheiden selbst, welche Unterstützungsform für sie die passendere ist. Gleichsam bestimmen sie auch das Ziel, welches sie mit dem Coaching oder der Therapie erreichen möchten. 

Die klassische lösungsorientierte Kurzzeittherapie (nach Steve de Shazer) beinhaltet, wie es der Name schon sagt, nur wenige (max. 10 - 12)  Therapiesitzungen. Oftmals erweist sich diese Anzahl Sitzungen als ausreichend, damit die Klienten ihre Therapieziele erreichen können. Natürlich können zusätzliche Sitzungen hinzugefügt werden, sind diese für den Therapieprozess erforderlich. Eine Erweiterung der Therapiestunden macht insbesondere dann Sinn, wenn diese von den Klienten zur Festigung der neu erworbenen Muster genutzt werden. 

Literaturhinweise

Schlippe, A. & Schweitzer, J. (2016). Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung I. Das Grundlagenwissen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co.

 

Schwing, R. & Fryszer, A. (2015). Systemische Beratung und Familientherapie. Kurz, bündig, alltagstauglich. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co.

 

De Shazer, S. (2010). Wege der erfolgreichen Kurztherapie. Konzepte der Humanwissenschaften (10.Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.

 

De Jong, P. & Berg, I. K. (2012). Lösungen (er-)finden. Das Werkstattbuch der lösungsorientierten Kurztherapie. Band 17 systemische Studien (7. Aufl.). Dortmund:  Verlag modernes lernen.

Lindemann, H. (2018). Systemisch-lösungsorientierte Gesprächsführung in Beratung, Coaching, Supervision und Therapie. Ein Lehr-, und Arbeitsbuch für Ausbildung und Praxis. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co.

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