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AutorenbildAlexa Niedermann

Ohnmachtsgefühle in der Erziehung

Wie Eltern durch systemische Beratung und Therapie wieder in die Stärke finden: Immer wieder berichten Eltern während den Therapiesitzungen von ihren Ohnmachtsgefühlen und Ängsten, wenn Situationen mit ihren Kindern entgleisen. Wer selbst Kinder hat, kennt dieses Gefühl. Ohnmacht oder auch Machtlosigkeit ist eine Mischung aus Gefühlen wie Hilflosigkeit, Angst, Wut, Erschöpfung, Verunsicherung und dem Erleben von mangelnden Einflussmöglichkeiten, was die eigenen Zielvorstellungen betrifft.



Macht und Ohnmacht sind Gefühle, die eng miteinander verbunden sind. Ich verzichte an dieser Stelle bewusst auf eine Grundsatzdiskussion, ob Macht in der Erziehung sinnvoll ist oder nicht, da ich daran zweifle, dass sie uns Antworten liefern kann. Vielmehr möchte ich der Frage nachgehen, was sich für Eltern als hilfreich erweist, um in herausfordernden Situationen mit ihren Kindern handlungsfähig zu bleiben. Mit handlungsfähig meine ich, sich selbstwirksam zu erleben, auch dann, wenn das angestrebte Ziel nicht erreicht werden kann. Meistens handelt es sich in solchen Situationen um kleinere oder grössere Zielkonflikte, die eine unverhältnismässig destruktive Dynamik entwickeln können.


Gerne möchte ich in diesem Kontext auf eine alleinerziehende Mutter zu sprechen kommen, die aufgrund solcher Ohnmachtsgefühlen ihrer 3 1/2-jährigen Tochter gegenüber, zu mir in die Therapie gekommen ist. Mithilfe von lösungs- und ressourcenorientierten Fragen konnte die Mutter nach einigen Sitzungen ihre Handlungskompetenzen wie folgt erweitern:

«Inzwischen gelingt es mir immer häufiger, die Perspektive zu wechseln, d.h. die krisenhafte Situation aus den Augen meines Kindes zu betrachten. Dieser Perspektivenwechsel eröffnet mir die Möglichkeit, die Situation anders, bzw. neu zu betrachten. Mein Kind ist oftmals genauso so überfordert und hilflos wie ich selbst. Deswegen weint und schreit es und anstatt auf irgendeine Handlung meines Kindes zu bestehen, nehme ich es häufig in den Arm und frage nach, weshalb es so weinen muss. Ich möchte mein Kind und sein Verhalten verstehen lernen. Dieser Perspektivenwechsel ist für mich enorm hilfreich, da ich Raum und Zeit bekomme, um die gesamte Situation zu reflektieren. Im Weiteren hilft es mir, innerlich ruhig und mit meinem Kind verbunden zu bleiben. Es geht mir nicht mehr darum, meine Vorstellungen «wie Dinge immer sein müssen», meinem Kind aufzuzwingen, sondern auf konstruktiver Weise die Bedürfnisse meines Kindes mit den meinen zu vereinen. Herausfordernde Situationen gibt es natürlich immer noch, diese Gefühle von Ohnmacht und totaler Überforderung, wie ich es aus Streitsituationen mit meiner Tochter kenne, sind jedoch nicht mehr vorhanden.»

Die Äusserung dieser jungen Mutter hat mich unglaublich beeindruckt. Veränderungsprozesse können meiner Erfahrung nach nur dann zu den angestrebten Lösungen führen, wenn sie individuell an die Lebenswelten der Klienten angepasst sind. Die Klienten und Klientinnen tragen die Lösungen daher bereits in sich, wenn sie zu mir in die Praxis kommen.

Was für eine schöne Aufgabe, sie dabei zu begleiten. Danke!


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